Fußreflexzonen: Füße, Reflexologie – und Yoga
Reflexologie – wie alles begann
Die alten Kulturen des Ostens und des Orients haben Füßen eine deutliche höhere Wertschätzung entgegengebracht als die heutige westliche Gesellschaft. Jemandem die Füße zu salben etwa galt als Ehrerbietung – aber auch als gesundheitsfördernde Anwendung.
So haben die alten Ägypter Fußmassagen regelmäßig zur Förderung der Gesundheit angewandt. Ebenso nutzt die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) die stimulierende Wechselwirkung zwischen den Füßen und dem restlichen Körper. Und auch die Vaidhyas des Ayurveda, also die ayurvedischen Ärzte, wussten, dass Füße und Hände den gesamten Körper in Miniatur repräsentierten und bezogen bereits Jahrhunderte vor Christus Behandlungen der Füße in ihre ayurvedische Heilkunst ein.
Mit Aufkommen des Hatha Yoga in Indien um 1.500 nach Christus erhielt dann der gesamte individuelle Körper zunehmend Aufmerksamkeit – vom Kopf bis zu den, na klar: Füßen. Tatsächlich sind viele Asanas, insbesondere Stehhaltungen, immer auch Heilanwendungen für deine Füße und für dein Inneres (hier erfährst du mehr über Yoga für die Füße). Ja, sogar handgestützte Asanas kräftigen nicht nur deine Hände, sondern auch reflektorisch deine Organe.
Fußreflexzonen: Moderne Reflexologie
Um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert begann der US-amerikanische Arzt Dr. Fitzgerald (1872 - 1942) – wohl von den Indianern Nordamerikas inspiriert –, eine neue Körpersystematik zu erforschen und zu systematisieren: Die Reflexologie des menschlichen Organismus. Fitzgerald teilte nach seinen Beobachtungen den menschlichen Körper in zehn vertikal verlaufende, bahnenförmige Zonen ein.
Jede Zone enthält von Kopf bis Fuß entsprechend den Körperregionen bestimmte Organe und Anteile des Bewegungsapparats. An den jeweiligen Endpunkten dieser Bahnen befinden sich reflektorische Zonen, deren Stimulation auf die Körperregionen nebst Organen positiv einwirkt. Reflexzonen sind nach Fitzgeralds Definition Endpunkte von Energiebahnen im Körper. Füße, Hände und Ohren sowie die Kopfhaut sind solche Endpunkte, sprich: Reflexzonen.
Praktische Anwendung finden Fitzgeralds wissenschaftliche Erkenntnisse zum einen in der Diagnose von partiellen Fußschmerzen, die Rückschlüsse auf organische Störungen zulassen. Zudem werden sie als Basis für die heilsame Stimulation der Organe über jene reflektorischen Zonen an den Füßen genutzt, die Fitzgerald als Spiegelbilder der Vorgänge im Inneren des Körpers benannte.
Fitzgeralds Kollege Dr. Joe Riley (1923 - 1976) entwickelte die Reflexologie weiter, und seine Assistentin Eunice Ingham (1989 - 1974) verfeinerte schließlich die Einteilung des Körpers in Reflexzonen und entwickelte daraus eine Behandlungsmethode. Eunice Ingham begründete so die moderne Reflexzonen-Therapie, die schließlich in Europa über einige Bücher von Hanne Marquardt (geb. 1933) bekannt wurde.
Fußreflexzonen: Übung zur Eigendiagnose
- Stelle, auf einem Stuhl sitzend, beide Füße ohne Schuhe und Socken auf den Boden.
- Bewege jeden Zeh, rolle deine Füße langsam und aufmerksam ab: Von vorne nach hinten, von hinten nach vorne, von links nach rechts und umgekehrt.
- Erfühle, ob spezielle Zonen an den Fußsohlen schmerzen. Gar nicht, leicht oder sehr?
- Zusätzlich kannst du auch ein Bein heben, den Fuß mit einer Hand halten und so jede Fußsohle sowie Fußrücken und Außenseiten achtsam abtasten.
Die Füße als Landkarte deines Körpers
Stell dir deine Fußsohle eng aneinanderliegend vor. Kannst du darin einen kompletten menschlichen Körper erkennen?
- Rechte und linke Zehen sind deine rechte und linke Kopf- und Nackenhälfte.
- Die Innenseite deiner Füße sind Repräsentanten deiner Wirbelsäule vom Nacken bis Lendenwirbelbereich.
- Die Außenseite deiner Füße spiegeln deine Arme und Beine wider.
- Die oberen Bereiche der Fußballen entsprechen deinem rechten und linken Schultergürtel.
- Darunter liegen die Reflexzonen deiner rechten und linken Lungenorgane.
- Rechts außen im Fußgewölbe liegt die Reflexzone der Leber, links außen die Milz.
- Mittig im Fußgewölbe spiegeln sich deine Verdauungsorgane (Magen, Pankreas, Darm) wider.
- Die Ferse ist die Zone deines knöchernen Beckenraums.
- Fußrücken und Knöchel sind ebenfalls Repräsentanten deines inneren Körpers.
Übrigens lassen sich zwischen Handflächen und dem restlichen Körper ähnliche Verbindungen finden, allerdings ist eine massierende Stimulation der Füße wirkungsvoller, da du deine Hände ohnehin den ganzen Tag bewegst, um das Leben zu begreifen und zu gestalten. Deine Füße stecken dagegen meist in Schuhen... außer im Sommer am Strand und während der Heilkunst deiner Yoga-Praxis.
Die Fußreflexzonenmassage: Was wollen deine Füße dir sagen?
Ich praktiziere seit mehr als 20 Jahren Fußreflexzonen-Therapie. Sie ist ein hervorragendes diagnostisches Mittel sowie eine effektive präventive Heilanwendung – die dem oder der Empfangenden obendrein auch noch wundervolle Entspannung und Erdung schenkt.
Oft zeigt sich sogar an den Fußreflexzonen ein Symptom, bevor es sich im Körper manifestiert, sodass du (oder ein:e Spezialist:in) vorbeugend eingreifen kannst, indem du die Reflexzonen deiner Füße beispielsweise mit einem Faszien- oder Igelball stimulierst. Auch spezielle Yoga-Übungen für die Füße wirken auf die Reflexzonen und können so Behandlungen bestens ergänzen. Und natürlich stimuliert eine liebvolle Massage – wie hier von Dr. Ronald Steiner gezeigt – die heilsame Wirkung der Reflexzonen:
Aus Erfahrung mit Hunderten Füßen meiner Patientinnen und Patienten kann ich dir aber sagen, dass nicht jede empfindliche Fußreflexzone auch gleichzeitig Alarm im Organ bedeutet. Wenn Bereiche deiner Füße wehtun, sind Rückschlüsse auf Vorgänge in den entsprechenden Körperzonen möglich. Aber natürlich können auch einfach die Gelenke der Füße oder die Sehnenansätze schmerzen.
1. Fußproblem: Rechter kleiner Zeh
Symptom: Der Bereich an der Außenseite deines kleinen rechten Zehs fühlt sich fest an und ist druckempfindlich.
Folgende Ursachen sind möglich:
- Du trägst zu enge Schuhe.
- Das Gelenk des kleinen Zehs ist geschädigt.
- Das rechte Schultergelenk wird erkranken oder ist erkrankt.
- Oder auch – durchaus häufig: Deine rechte Schulter ist verspannt.
2. Fußproblem: Linkes Fußgewölbe
Symptom: Der hauptsächlich linke Bereich im Fußgewölbe, etwas oberhalb der Fußinnenseite, ist druckempfindlich oder schmerzt.
Folgende Ursachen sind möglich:
- Dein Fußgewölbe ist abgeflacht.
- Du hast Probleme mit der Brustwirbelsäule.
- Du bekommst oder hast eine Magenschleimhaut-Entzündung.
- Oder auch – durchaus häufig: Dein Magen ist übersäuert und reagiert empfindlich.
3. Fußproblem: Große Zehen
Symptom: Beide Innenseite deiner großen Zehen weisen harte Hornhaut auf und/oder die Zehengelenke sind steif.
Folgende Ursachen sind möglich:
- Du hast beginnende Gelenkverformungen (z.B. Hallux valgus).
- Du hast Probleme in der Halswirbelsäule.
- Du leidest unter starken Nackenverspannungen.
- Oder auch – durchaus häufig: Du hast häufig Kopfschmerzen oder Migräne.
Eine detailliertere Diagnose darüber, welche genauen Ursachen dem Schmerzreiz zugrunde liegen, solltest du deshalb spezialisierten Reflexzonen-Therapeut:innen überlassen. Denn wirkliche Fußreflexzonen-Therapie dürfen nur Heilpraktiker:innen und Therapeut:innen anbieten.
Fazit: Jede Asana fordert von dir, wenn du wirklich Yoga praktizieren möchtest, deine vollkommene Aufmerksamkeit – vom Kopf zu den Füßen und bis in die Hände. Wenn du dir ab jetzt bewusst machst, dass deine Füße und Hände dein gesamtes organisches, mentales und emotionales Innenleben reflektorisch widerspiegeln, wird es dir noch leicherfallen, deine Zeit auf der Matte als wahrhaftig holistisches Tun zu erleben.
Love and light
Birgit Feliz Carrasco