10 Fragen an Birgit Feliz Carrasco
Birgit Feliz Carrasco

10 Fragen an Birgit Feliz Carrasco

Von Kristin Rübesamen

In ihrem ersten Leben wirbelte sie durch die Welt der Werbung und machte einen Höllenjob. Was für ein Segen, dass sie in ihrem zweiten Leben entschied, Menschen vom Ehrgeiz – zumindest dem, der krank macht – zu befreien und von der Last, den albernen Ansprüchen einer normativen Gesellschaft zu entsprechen. Besonders Dicke brauchen eine Lobby, und wir können uns niemanden besseren vorstellen als Birgit Feliz Carrasco, Yoga-Therapeutin, beseelte Autorin und Heilpraktikerin, die uns wirkungsvoll daran erinnert, dass Yoga für alle da ist. Go, Birgit!

1. Auf einer Skala zwischen 1 und 10: Wie glücklich bist du jetzt gerade?

Glücklich, weil ich immer mit meinem Herzen entscheide, was es gerade zu entscheiden gibt. Das macht dauerhaft glücklich.

2. Wie war dein erster Kontakt mit Yoga?

Prägend für den Rest meines Lebens, denn ich nahm meinen Körper als schwebend wahr und meinen Kopf als still... Während meines damaligen Lebens und einem Job als Marketingmanagerin ein völlig neues Gefühl.

3. Wie ehrgeizig bist du? Leidest du unter den Ansprüchen, die du dir selbst stellst?

Wenn ich leiden würde, würde ich doch irgendwas falsch machen und hätte die Lebensphilosophie des Yoga wohl nicht begriffen. Leiden wäre doch das Gegenteil von Achtsamkeit mit sich selbst und das Gegenteil von yogischer Bewusstheit, nicht wahr? Meine ganze Arbeit als Autorin, Yoga-Therapeutin und Seelencoach zielt darauf ab, Menschen vom Leistungsdenken, ihrem Ehrgeiz, zu befreien. Das ist doch das, was unsere Gesellschaft und unser Wirtschaftssystem über alle Maßen und nicht zum Besten prägt. Ich bin enthusiastisch, tue das, was ich tue mit „Tapas”, mit der inneren Glut (eine von Patanjalis Empfehlungen des Niyama), und sorge gleichzeitig für meine innere wie äußere Harmonie.

4. Warum hast du dich entschieden, Yoga auch zu unterrichten? Was ist das Besondere an deinem Unterricht?

Als ich Yoga 1998 kennenlernte, war es in Europa noch nicht so populär wie heute. Ich wusste in meiner ersten Yogastunde, dass ich Yoga lernen und lehren möchte, was ich seit nunmehr 20 Jahre tue. In den letzten Jahren habe ich mich auf Yoga für Dicke spezialisiert und trete besonders dafür ein, übergewichtige Menschen auch von den Heilwirkungen des Yoga profitieren zu lassen. Leider gibt ist diesbezüglich immer noch verbreitete Stigmata.


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5. Welchen irdischen Besitz schätzt du am meisten?

Haha. Da ich meine Katzen nicht besitze, sondern „nur” mit ihnen zusammen wohne, schätze ich ein Dach über dem Kopf, Bio-Lebensmittel und Bücher am meisten.

6. Was bedeutet das erste Sutra aus Patanjalis Yoga Sutra, Atha Yoga-anushasanam, für dich?

Als ich das Buch „Yoga Sutra” zu lesen begann, empfand ich es als hohe Weisheit, als heilende feinstoffliche Schwingung, als (m)einen Einweihungsweg. Und genau das bedeutet auch Patanjalis erster Lehrsatz für „Hier nun beginnt deine Initiation, dein Lebensweg des Yoga”.

7. Was hat Yoga mit Liebe zu tun (und warum sind Beziehungen manchmal so schwierig)?

Yoga ist Liebe. Urliebe. Kosmische Liebe. Erwartungslose Liebe. Das, was Menschen unter Liebe verstehen, ist irdische Liebe, geprägt von Erwartungen und Enttäuschungen aufgrund dualistischen Denkens, anachronistischen Werten und permanenten Bewertungen in gut oder schlecht. Das kann eigentlich nie funktionieren und in Beziehungen schon gar nicht. Mir ist durchaus bewusst, das auch dies eine Bewertung ist... :-)

8. Wann bist du zuletzt vom Yogaweg abgekommen?

Ich verstehe Yoga so:

„Gleichgewicht, Balance und Harmonie in jeder Lebenslage,
möge sie günstig oder ungünstig sein, ist als der Zustand
des Yoga bekannt.”

Bhagavad Gita

Ich versuche, diese Balance stets zu wahren und nicht vom Yogaweg abzukommen. Falls es doch mal passiert, erinnere ich mich an diesen Spruch und komme so wieder in meine Mitte.

9. Welche Tugend würdest du am liebsten besitzen?

Ist Samadhi eine Tugend? Dann diese bitte. Also im erwachten Zustand verweilen. Wobei besitzen da wohl nicht das richtige Wort ist.

10. Was kann Yoga – und was kann Yoga nicht?

Jetzt kommt wieder meine Glut für Yoga: Yoga ist ein universelles Heilmittel auf körperlicher, mentaler und emotionaler Ebene. Ich bin überzeugt davon, dass das Lebenskonzept des Yoga ein Weltenwandler ist... Und das ist genau das, was die Weltengemeinschaft derzeit braucht. Deswegen ist Yoga auch so populär.

Kristin Rübesamen
Kristin Rübesamen

Kristin Rübesamen ist zertifizierte Jivamukti- und Om-Yoga-Lehrerin. Sie hat über ein Jahrzehnt in New York und London gelebt und ihre Ausbildungen noch bei Sharon Gannon und David Life (Jivamukti) und Cyndi Lee (Om Yoga) persönlich gemacht. Als Yoga-Aktivistin, Chefredakteurin von YogaEasy und Yogalehrerin unterrichtet sie seit fast 20 Jahren einen sehr konzentrierten, gleichwohl herausfordernden Stil. Sie ist Autorin von „Alle sind erleuchtet” und „Das Yoga-ABC” .